1986
Elke Hermanns
Zelma Kelly
Frau Mayer-Lismann hatte als Jüdin in Deutschland ihren Musikhochschulabschluss in Frankfurt/Main 1938 gerade noch beenden können, bevor sie mit Hilfe des Dirigenten Clemens Krauss Deutschland fluchtartig verließ, um sich dann in England niederzulassen.
Sie galt im Nachkriegs-England als eine der herausragenden Opernspezialistinnen. Als sie im Februar 1987 im Steigenberger Kurhaus-Hotel in Bad Orb Herrn Welter kennenlernte, war es „künstlerische Liebe auf den ersten Blick“.
Schon in den ersten Gesprächsstunden einigte man sich auf die gemeinsame Inszenierung der „Hochzeit des Figaro“ in der Konzerthalle – sie als Regisseurin, Herr Welter als Dirigent. Dort gab und gibt es hierfür optimale Voraussetzungen – einschließlich des Orchestergrabens.
Einige Sängerinnen und Sänger wurden aus England mitgebracht – ebenso der musikalische Assistent: Michael Millard – heute der musikalische Leiter der Opernakademie. Sogar Kostüme kamen in Koffern aus London, an den Bühnenbildern arbeiteten alle – je nach Talent – kräftig mit.
Das Bad Orber Möbelhaus Noll stellte das Bühnenmobiliar. Das Orchester der Frankfurter Oper wurde engagiert. Schon damals – wie auch heute – investierte man fünf Wochen bis zur Aufführung. Zelma Kelly sang die Rolle der „Marzelline“, Elke Hermanns die der „Gräfin“. Für Frau Mayer-Lismann bedeutete dieser Aufenthalt in Bad Orb ein sehr positives Wiedersehen mit ihrem Heimatland. Sie besuchte auch ihre Heimatstadt Frankfurt/Main, wo sie sonntags als Kind in den Parks an der Hand von Richard Strauß spazieren ging. Ihre Mutter war eine bekannte Opernspezialistin, die u.a. Vorträge in der Alten Oper gehalten hatte.
Carlos Krause und Horst Welter
Schließlich konnte man 1990 mit Kammersänger Carlos Krause einen Intendanten gewinnen, der durch seine Art, sein fundiertes Wissen, sein Allroundtalent einfach einmalig ist. Auf vielen Bühnen der Welt zu Hause – und seit 1990 auch in Bad Orb. Er lebt von Idealismus und will die jungen Künstler fit für die Bühne machen. Sein Ruf eilt ihm voraus – so gab es in jedem Jahr zahlreiche Bewerber sowohl aus dem deutschsprachigen Raum, jedoch auch von überall auf der Welt. Seine klassisch gehaltenen Inszenierungen stellten die jungen Sängerinnen und Sänger ins Rampenlicht. Sein Wirken, sein Engagement sowie seine Kontakte waren essentieller Bestandteil dafür, dass die Opernakademie Bad Orb sich einen einzigartigen Ruf in Deutschland erarbeitet hat. Ebenfalls baute er den inzwischen beträchtlichen Opernfundus mit auf.
Erik Biegel und Michael Millard
Erik Biegel als Regisseur entwickelte das von Carlos Krause begonnene Konzept weiter und führte unter anderem erstmals die „schiefe Ebene“ für einen ganz neuen Blick auf die Bühne ein. Unter Ihnen entstanden von der überregionalen Presse hochgelobte Inszenierungen wie „Die Zauberflöte“, „La Bohème“, „Die lustige Witwe“, „Der Freischütz“ und 2019 als letzte gemeinsame Inszenierung „Figaros Hochzeit“.
2017 – 2019 hatten Michael Millard und Erik Biegel gemeinsam die Gesamtleitung inne.
2020 fand keine Aufführung statt, 2021 und 2022 war infolge der nicht vorhersagbaren Entwicklung der Pandemie keine reguläre Inszenierung möglich. Ersatzweise fanden deshalb hier die Galakonzerte „Opernträume“ bzw. „Opernhighlights“ statt.
2022 verabschiedete sich Michael Millard, der ebenso wie Carlos Krause und Erik Biegel für viele Jahre das Aushängeschild der Akademie war, nach 25 Jahren von der Opernakademie Bad Orb.